Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) by Blum Arne

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) by Blum Arne

Autor:Blum, Arne [Blum, Arne]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2010-06-22T22:00:00+00:00


Kim hätte sich am liebsten unsichtbar gemacht, um sich den forschenden Blicken Krolls und Ebersbachs zu entziehen. Sie trottete scheinbar gleichmütig nach draußen, suchte sich einen Flecken auf der Wiese, wo sie sich nach letzten Grashalmen umschaute, als wäre es ein ganz gewöhnlicher Tag und sie ein ganz gewöhnliches Schwein. Sollte sie vielleicht fliehen? Das Loch im Zaun lockte sie, doch dann verließ sie der Mut. Wenn sie gewusst hätte, dass Lunke draußen im Wald irgendwo auf sie wartete – aber allein abhauen? Um dann vielleicht ausgerechnet der wilden Emma über den Weg zu laufen?

Auch die anderen schienen schlechter Stimmung zu sein. Brunst durchwühlte die Erde in der Nähe des Stalls nach Käfern. Kim war sicher, dass er Krolls Wurst gefressen hatte – wenn es ums Fressen ging, hatte er keinen Funken Ehre im Leib. Doktor Pik starrte gedankenverloren vor sich hin, während er nach Gräsern suchte, und Che hatte noch kein einziges Wort von sich gegeben. Die langen blutigen Striemen auf seinem Rücken waren ein deutliches Zeichen seiner Niederlage.

Nur Cecile rannte von einem zum anderen, um endlich die Geschichte ihrer Flucht loszuwerden, doch niemand interessierte sich dafür. Überall erntete sie lediglich ein widerwilliges Grunzen. Auch Kim hatte keine Zeit, sich um die Kleine zu kümmern. Während Ebersbach sich mit dem zweiten Munk zurückgezogen hatte, stand Kroll auf dem Hof und blickte andauernd auf die Uhr.

Worauf mochte er warten? Ohne dass sie es eigentlich wollte, wandte Kim ihren Kopf immer wieder in seine Richtung. Sie hatte keine Ahnung, was die beiden Polizisten vorhatten, aber sie war sicher, dass es nichts Gutes war.

Dann brach das Chaos über den Hof herein. Drei große grüne Transporter rauschten heran. Uniformierte Polizisten sprangen heraus, einige führten riesige Hunde an der Leine, die sogleich wild zu bellen begannen, während sie sich um das Gebäude verteilten.

Gebannt schaute Kim zu, wie diese Bestien den Boden abschnüffelten. In jede Ecke schienen sie zu kriechen. Che und die anderen hatten sich am Loch im Zaun versammelt, als würden sie überlegen, das Weite zu suchen, doch da tauchten auch schon Polizisten mit einem Hund auf, der sie mit Bellen und Zähnefletschen wieder auf die Wiese trieb.

Kim ahnte, dass sie wegen der bitteren grünen Pflanzen gekommen waren. Dann fiel ihr etwas ein. Wohin hatte Lunke das Stück Papier und den Plastikbeutel gelegt, der sich in der Nacht an seinem kaputten Eckzahn verfangen hatte? Sie schaute sich um, konnte aber nichts entdecken und sich auch nicht erinnern.

Kaum hatten die Hunde, von denen zwei anscheinend auch in den Stall eingedrungen waren, sich ein wenig beruhigt, fuhr ein weiterer Transporter auf den Hof – dieser war weiß und deutlich kleiner.

Kim ahnte sofort, dass die beiden weiß gekleideten Männer, die ausstiegen, ihretwegen gekommen waren.

Kroll gab ihnen beflissen die Hand und öffnete dann einladend das Gatter zur Wiese. Lächelnd kamen die Männer auf Kim zu. Sie hatten keine Stangen dabei, was Kim für einen Moment zuversichtlich stimmte. Dann jedoch zog einer der beiden ein silberfarbenes langes Ding hervor, das er sich vor das Auge hielt und direkt auf sie richtete.



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